Sonntag, 31. Mai 2009

Burgos

So. 31.05.2009: Da wir in einer privaten Herberge sind werden wir nicht geweckt und wachen alle gegen 6:40 Uhr auf. Frühstück kann sich jeder selbst machen in der Küche. Beim Schuhe anziehen schaue ich zu dem Platz wo ich gestern meine Stöcke hingestellt habe. Huch, sie sind nicht mehr da. Panik !! Meine Stöcke sind weg !! Alle die noch da sind, frage ich nach dem Verbleib meiner Stöcke. Keiner hat sie gesehen oder was mitbekommen. Nach langem hin und her, entscheide ich mich mit einigen Gewissensbissen andere Stöcke zu nehmen. Diese sind, wie meine auch, vom Hersteller Leki. Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Meine Stöcke sind rot-schwarz, diese hier nun sind schwarz-silber. Der anderen Person muss doch auffallen dass die Stöcke viel zu lang eingestellt sind. *grübel*. Als letzter und total stinkig mache ich mich auf den Weg. Auf den ersten Kilometern geht mir nichts anderes durch den Kopf als die Stöcke. Ständig frage ich mich warum es der anderen Person nicht auffällt dass die Stöcke nun ne andere Farbe haben, die Länge nicht stimmt und meine Stöcke im Vergleich viel neuer daher kommen. Alle Pilger die ich anfangs überhole, fixiere ich genauestens auf die Stöcke. Von der Landschaft bekomme ich erstmal kaum was mit. Interessiert mich im Moment auch kaum. Nach etwa 2 km kommt Atapuerca mit einem Café. Ich hab zwar weder Hunger noch Durst, gehe aber den Umweg um evt die Person mit meinen Stöcken zu finden. Leider ergebnislos. Weiter geht´s mit den ollen Stöcken die ich mir jetzt wenigstens auf meine Bedürfnisse einstelle. Über einen kurzen, sehr steinigen Anstieg geht es auf 1.081m hoch. Oben recht karg, ein paar 4beinige Schafe, sonst nichts. Kurz vor Orbaneja treffe ich Sarah und wir gehen ne Weile gemeinsam. Sie merkt sofort dass ich stinkig bin und so erzähle ich ihr dann erstmal von meinen Stöcken. Sarah findet das total witzig und lacht die ganze Zeit. Wenig später laufen wir an einer Frau vorbei die im Ort auf einer Parkbank Rast macht. Beim vorbeigehen drehe ich mich nochmal rum und erblicke rot-schwarze Stöcke. Sarah lasse ich einfach stehen, mache ne Kehrwende und gehe direkt auf die Frau zu. Das sind meine Stöcke !! Ohne große Worte, entnehme ich mir die Stöcke und drücke ihr ebenso wortlos ihre alten Stöcke in die Hand. Die Frau, scheint ne deutsche zu sein, guckt mich an wie Ochs vorm Berg, und ruft mir irgendwas unverständliches hinterher. Ich bin soooo happy. Und Sarah lacht. Nachdem ich mich etwas gefangen hab, spreche ich die Frau darauf an. Sie entgegnet nur dass ihr das wohl aufgefallen sei dass die Stöcke plötzlich länger sind, aber sie sich nicht weiter gestört hat daran. "Ach, ihre Stöcke sind ja schwarz.... und meine weiß.... Das ist mir noch gar nicht aufgefallen". *grummel* Egal. Weiter geht´s. Kurz vor Burgos muss ich mich entscheiden ob ich den ursprünglichen Weg nehme oder den neu angelegten. Der ursprüngliche Weg geht erst am Flughafen vorbei und dann etwa 7 km durch Industriegebiet und Vorstadt-Ghetto. Der neu angelegte Weg soll an einem Bachlauf entlang gehen. Sarah und Mathias entscheiden sich für den neuen Weg. Ich entscheide mich für den ursprünglichen Weg. Die Industriestrasse geht 4 km nur gerade aus, 4-spurig und ohne Schatten. Da Sonntag ist, ist hier auch so gut wie gar nichts los. Die trockene Hitze setzt mir schon ziemlich zu. Große Fabriken sind nicht zu sehen, eher nur große Lagerhallen. Unterwegs treffe ich Willi und wir machen an einem kleinen schattigen Plätzchen kurz Rast. Ich bin immer noch so happy dass ich meine Stöcke wieder habe. Und so langweilig und öde finde ich die Strecke gar nicht. Es gibt immer was zu sehen. Und das oftmals beschimpfte "Ghetto" kann ich nicht als solches sehen. Ein paar Hochhäuser, buntes Treiben auf den Gassen, viel hupende Autos. Nichts ungewöhnliches. Hier kann man bedenkenlos entlang gehen. Kurz vor der Altstadt treffen wir Mathias und Sarah. Walter, der Tiroler, hat nen Einkaufswagen gefunden und schiebt nun sein Gepäck :-) Noch ein paar Minuten und wir kommen in der Herberge, ganz in der Nähe der Kathedrale von Burgos, an. Während sich die anderen die Stadt und die Kathedrale anschauen, fahre ich mit Taxi ins Krankenhaus. Ne gute Woche hab ich nun Schmerzen im Bein die einfach nicht besser werden. Normale Abrollbewegungen bekomme ich gerade so hin, aber links-rechts-Bewegungen gehen gar nicht. Am Empfang merke ich aber dass ich hier "falsch" bin, die Dame spricht kein Wort deutsch oder englisch. Sie gibt mir aber mit Händen zu verstehen dass ich hier warten soll. Also setze ich mich hin und warte. Nach ner Weile werde ich aufgerufen und folge einer Ärztin ins Krankenzimmer. Leicht entsetzt, aber stark verwundert, muss ich feststellen dass die Ärztin auch kein Wort englisch spricht. Also zeige ich einfach auf mein Bein und stammele "mal, mucho mal", was soviel bedeutet wie "schlecht, viel schlecht" bedeutet. Die Ärztin fasst mich nicht mal an. Stattdessen zückt sie ihr privates Handy und wählt eine Nummer. Dann drückt sie mir den Höhrer in die Hand. Es tütet. "Hallo?" "Hallo" kommt es zürck. "Mit mir können sie deutsch sprechen; ich bin ein Freund der Familie" heißt es weiter. Ihm erzähle ich was mir in den letzten Tagen passiert ist, vermute selbst eine Überanstrengung. Dann frage ich ihn ob er auch Arzt sei und er entgegnet mir "Nein, ich bin nur ein Freund der Familie". Dieser Freund gibt mir dann die Diagnose und teilt mir mit dass ich 3 - 4 Tage rasten soll damit sich das Bein erholen kann. Dann legt er auf. :-( Ohne nochmal mit der Ärztin zu sprechen. Diese wickelt mir einfach nochmal das Bein neu, allerdings ohne jegliche Salbe und entlässt mich. :-(( Im Taxi geht´s zurück in die Stadt. Bei der Kathedrale springe ich jedoch raus, denn ich sehe Mathias, Sarah, Jasmin, Willi und Andreas bei nem leckeren Drink vor der Kathedrale sitzen. Mein Verband sieht wohl furchterregend aus und so erzähle ich erstmal welchen Rat ich bekommen habe. Das passt mir so ja mal gar nicht. Was soll ich hier 4 Tage machen? Ich kann doch nicht einfach nur rumliegen und nichts machen. Bin doch zum pilgern hier und nicht zum faullenzen. Die Meinungen gehen auseinander, die einen sagen ich könne weiterlaufen, die anderen drängen darauf dass ich mich schone. Ich selbst weiß es nicht. Blöde Situation. Ich lenke mich erstmal ab in dem wir gemeinsam die Kathedrale besichtigen. Wow, schon sehr beeindruckend. Gegen 19:00 Uhr wollen wir gemeinsam zum Abendessen und treffen zufällig Andreas, der uns zu einer kleinen Tapas-Bar führt. Hier fühlen wir uns wie Götter und die Sangria ist ein Traum. Hier beschließen wir, dass wir uns nächstes Jahr am 31.05. wieder in dieser Bar treffen wollen.










Samstag, 30. Mai 2009

Agés

Sa. 30.05.2009Inklusive spartanischen Frühstück verlasse ich um 7:00 Uhr die Herberge. Nach etwa 7 km = 2 Stunden Fußmarsch, nehme ich mit anderen Pilgern ein zweites Frühstück ein. Bocadillo mit Schinken, dazu nen Kakao für 4 Euro. Dieses zweite Frühstück ist jeden Tag ein Highlight. Danach geht es stets bergan. Gegen 10:00 Uhr ist die Sonne so stark dass  mein Shirt komplett durchgeschwitzt ist. Bin dennoch froh dass ich so ein Funktionsshirt von adidas anhabe, das bei jeder Pause innerhalb von Minuten vollständig trocknet. Die Tour heute nach San Juan beträgt 24 km. Stundenlang geht es auf einfachen Feldwegen duch grüne Felder. Links und rechts nur grün zu sehen. Ohne Schatten. Gegen 11:30 wird der Anstieg so steil dass mimr der Schweiss wie Wasser läuft. Doch heute will ich mal an meine Grenze gehen :-) und bewältige den Aufstieg komplett ohne Pause. Es geht auf 1.162m hoch. Mathias und Sarah folgen mir. Oben angekommen, gehen Mathias, Sarah und ich gemeinsam bis San Juan. Die Sonne brennt unermüdlich, es geht kein Lüftchen und ein schattiges Plätzchen ist auch nicht in Sicht. In San Juan entscheiden wir jedoch nicht in der Klosterherberge zu bleiben, die übrigens sehr bekannt für ihre tolle Knoblauchsuppe sein soll, sondern gehen weiter bis Agés. Aber erstmal rasten wir schön gemütlich für ne Stunde und gönnen uns ein schattiges Plätzchen mit einem leckeren Schinken-Bocadillo. Bis Agés sind es noch 3 km und so haben wir am Ende 27 km geschafft. Zum Abendessen gibt es leckere Paella. Auf einen gemütlichen Abend mit Wein (Weib und Gesang) verzichte ich heute und liege bereits um 21:30 Uhr im Bett.
















Freitag, 29. Mai 2009

Belorado


Fr. 29.05.2009: Um 5:40 Uhr fangen die ersten an Krach zu machen. Um 6:05 Uhr quäle ich mich aus dem Bett. Da so früh noch keine Bar für Frühstück offen hat, entscheide ich mich am Automaten in der Herberge 2 Kakao für je 0,50 Euro zu nehmen. Um 6:55 Uhr mache ich mich alleine auf den Weg. Heute wird es recht schnell sehr warm. Nach 1,5 Stunden erreiche ich Granon und frühstücke in einer Bar. Bald darauf kommt Mathias rein.
Die restliche Etappe bis nach
Belorado gehen wir gemeinsam. Wir wollen unbedingt in die Herberge mit den 60 Betten und dem Pool. :-) In sengender Hitze geht es langsam durch endlos wirkende Felder. Die Sonne brennt. Mein Hemd ist durch und durch nass. Alle Stunde müssen wir rasten um das Shirt zu trocken und viel zu trinken. Gegen 13:30 Uhr erreichen wir gemeinsam Belorado. Zur Überraschung treffen wir dort Willi der schon vor uns dort ist. In Pool springe ich erstmal nicht, denn das Wasser hat gefühlte 30 Grad Unterschied zur Außentemperatur. Meine Füße haben heute kaum geschmerzt, allerdings bin ich erschrocken beim Anblick des linken, großen Zehs. Unter dem Pflaster ist die Blase größer geworden und schmerzt jetzt, wo Luft rankommt, ganz schön. Zlausi schmiert mal ordentlich Kamillosan drauf. Aber statt am Fuß zu wirken, fettet die Salbe nur meine Teva-Sandalen. Das spielt einige Male so bis ich es aufgebe. Am Nachmittags sonnen wir uns einfach im Garten und unterhalten uns mit Mitpilgern die zufällig auch gerade hier sind. Meine nasse Wäsche hänge ich auf ne Wäscheleine. Aufgrund der geringen Menge und wir daher nicht wirklich satt geworden sind, geben wir je nur 8 Euro. Als Vorspeise gab es Fischsuppe, dann einen kleinen Salat und als Hauptgericht Hühnchen mit 7 Pommes. Zum Nachtisch noch etwas Flan. Den Abend haben wir gemütlich im Garten ausklingen lassen.