Santo Domingo de la Calzada

Do. 28.05.2009: Irgendwann gegen 3:00 Uhr wache ich auf. Die Ohrstöpsel sind nicht mehr im Ohr, aber das ist nicht der Grund warum ich aufgewacht bin. Keine Ahnung, aber irgenwie schlafe ich so gut wie keine Nacht komplett durch. Nach langem hin und her beschließe ich auf´s Klo zu gehen in der Hoffnung danach nochmal einzuschlafen. Gegen 6:15 Uhr werde ich dann wach, im Raum schon mächtiges Gewusel an den Rucksäcken. Da Willi mir gestern erzählte, dass er von einem Franzosen erfuhr, dass Diebe auf dem Camino unterwegs seien, schaue ich zuerst nach ob ich noch alles habe. Wertsachen kommen bei mir generell in den Schlafsack innen rein. Und wenn ich duschen gehe, nehme ich alles in einem wasserdichten Rollbeutel mit. Es soll wohl nicht nur Geld geklaut worden sein, sondern auch hochwertige Funktionskleidung. Halt Ware die gut wieder verkauft werden kann. Ok, meine 7 Sachen sind noch alle da. *freu* Frühstück entfällt wieder. Lediglich ne matschige Banane schiebe ich mir rein und ein paar Stückchen weiße Schokolade. Draußen am Brunnen noch paar Schluck frisches Wasser und dann geht´s los. Um 7:20 Uhr sind es gefühlte 8 Grad. Brrrr. Die Strecke heute nach Santo Domingo de la Calzada ist "nur" 20 km lang. Habe mir gestern überlegt, heute evt weiter zu laufen, aber dann verliere ich auch Willi und Mathias. Nach 6 km (1 1/4 Stunden) erreiche ich Azofra, wo Willi und Mathias im Café bereits auf mich warten. So nach ca. 2 Stunden ist immer die beste Gelegenheit um am Morgen ein Frühstück zu nehmen. Entweder das erste, oder auch gerne das zweite für zwischendurch.
Die Route führt heute weitestgehend durch die Weinberge von Rioja. Auf der gesamten Strecke gibt´s heute keinen Schatten. Und ab 10:00 Uhr ist es verdammt heiß und die Sonne brennt im Nacken. Heute laufe ich zum ersten Mal langsamer. Eigentlich sage ich mir jeden Morgen dass ich heute langsamer laufen werde, aber dann laufe ich doch wieder zu schnell. Nach einer rund 1 km langen Steigung steht für mich fest dass ich heute garantiert nicht weiterlaufe als die veranschlagten 20 km. Meine Füße schmerzen so arg. Und von der äußerlichen Hitze brennen meine Füße regelrecht im Schuh. Versuche ständig mich abzulenken und nicht an die Füße zu denken. Gelingt mir jedoch nur kurzweilig. Vom letzten Hügel aus sieht man schon die Stadt, doch es sind immer noch 4 km. Und die ziehen sich enorm mit wunden Füßen. Kurz vor der Stadt treffe ich Mathias und wir laufen wieder gemeinsam bei der Herberge ein. Hier scheint alles neu zu sein. Pilgerausweis vorzeigen. Es wird eine Spende von 5 Euro erwartet. Was dann folgt, ist mindestens 5 weitere Euro wert. Mit Fahrstuhl (ja, richtig gelesen) geht es in 2. Stock. Großer Schlafsaal. Uns werden 2 Betten am Fenster nebeneinander angeboten. Helle, sehr saubere Waschräume mit 8 Waschbecken und 8 Duschen für Männlein und Weiblein. große Gemeinschaftsküche mit Aufenthaltsraum, supergünstiges Internetcafé, Garten in dem ich gerade Tagebuch schreibe. Um 12:00 Uhr schon waren wir hier, nun ist es 15:52 Uhr, keine Wolke am Himmel und die Sonne brennt unermüdlich. Da sucht man sich gerne ein Schattenplätzchen. Hier im Ort sollen auch 2 weiße Hühner in der Kathedrale sein, gemäß dem Hühnerwunder von Santo Domingo im 16. Jahrhundert. Später bummeln Sarah, Willi, Jasmin, Mathias, Andreas und ich durch die Stadt und schauen uns auch die Hühner in der Kathedrale an. Es heißt, dass die Hühner alle 21 Tage durch neue Hühner ersetzt werden. Bis 19:00 Uhr sitze ich wieder im Garten und bin einfach für mich. Danach gehen wir gemeinsam essen. Überraschend kommt Ursula noch nach. Sie erzählt uns dass die Polizei in Logrono 2 Diebe festgenommen hat. Und die waren in Logrono sogar in unserem Schlafraum. Puhh, Glück gehabt dass wir davon verschont geblieben sind.