Freitag, 19. Juni 2009

Santiago-de-Compostela


Fr. 19.06.2009: Pünktlich um 6:00 Uhr stehen Mathias und ich auf. Die anderen schlafen noch eine Weile. Um Punkt 7:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Die erste Einkehrmöglichkeit bietet sich heute erst nach 3 Stunden und so wollen wir mit dem frühen Start einige Kilometer schaffen. Ansich ist Mathias immer schneller und ich hinke hinterher. Keine Ahnung warum, aber heute laufe ich förmlich davon. Bei der ersten Raststation gehe ich einfach weiter. Nach etwa 250m werde ich zürckgepfiffen von ein paar Passanten, weil ich den falschen Pfad genommen habe. Da hab ich wohl nicht auf die Pfeile geachtet. Selbst zum trinken mache ich heute keine Rast und greife einfach beim laufen in den Rucksack. Nach 5 Stunden muss ich doch mal eine Pause machen und merke dass ich über 90 Minuten gut gemacht habe. Von Mathias keine Spur. Da wir die Herberge Monte de Gozo ausgemacht haben, löse ich mein Versprechen ein und bin um 13:40 Uhr dort. Und das, obwohl ich mich heute insgesamt 4x verlaufen habe. Die Herberge kostet 3 Euro und dafür muss ich noch 35 Minuten anstehen. Ich beziehe meinen Platz und gehe duschen. Danach schaue ich mich nchmal um und beschließe dass das nicht meine Herberge ist für heute. Mich zieht es weiter obwohl ich heute schon 36 Km zurückgelegt habe. Gerade als ich gehe, kommen Mathias und Mariya. Sie bleiben und ich kann sie auch nicht überzeugen mit mir zu kommen. Bis Santiago sind es ca. 5 Km. Für die Strecke brauche ich etwa 1 Stunde. 
Die weiteren Zeilen sind eigentlich unbeschreiblich denn Gefühle lassen sich kaum in Worte fassen. Als ich zur Kathedrale um die Ecke biege, ist es dann doch soweit und mir kommen die Tränen.

Freitag, 19.06.2009 um 16:13 Uhr erreiche ich Santiago de Compostela

Ne gute Stunde sitze ich auf dem Vorplatz der Kathedrale und starre diese an. Genug Tränen fließen hinab. Einige Touristen sprechen mich an und sind total ungläubig dass man so weit zu Fuß gehen kann. Dabei waren es doch gerade mal nur 800 Km.
Später holt mich Jasmin ab und bringt mich zu Sarah und Kristin und wir teilen uns ein Zimmer zu viert. Gegen 19:30 Uhr hole ich mir meine Compostela ab und bin überglücklich. Danach gehe ich noch kurz in die Kathedrale und treffe mich später am Abend mit 15 anderen zum gemeinsamen Abendessen. Danach treffe ich noch Thomas aus Berlin und wir feiern gemeinsam die Ankunft in diversen Bars.  












Mein Credential del Peregrino No. 1





 Mein Credential del Peregrino No. 2







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Den nächsten Tag verbringe ich komplett in Santiago und treffe viele Bekannte die ich unterwegs auf dem Camino kennenlernte. Es ist schön die Ruhe und gleichzeitig das bunte Treiben der Stadt zu genießen. Von überall her kommen ständig soviele Pilger und es herrscht ein herrliches Durcheinander. Ein ständiges Kommen und Gehen.




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Am 21.06.2010 treffe ich mich in der Mittagszeit mit Mariya und Mathias an der Kathedrale und wir machen uns gemeinsam auf den 3tägigen Trip a 30 km nach Finisterre. Doch die Luft ist irgendwie raus und irgendwie kommen wir gar nicht in Gang. Wir schleppen uns nur so dahin und würden am liebsten in Bus einsteigen. Aber natürlich kommt kein Bus, also Zähne zusammenbeißen und weiterlaufen. Am Vormittag des 23.06.2010 erreiche ich mit Mariya endlich Finisterre und wir werden von vielen Bekannten erwartet die sich für die letzte Etappe den Bus gegönnt haben. Kurze Zeit später erreicht auch Mathias den Ort.
Hier "feiern" wir etwas ausgelassen unsere Leistung, genießen die Sonne und den Strand, sehen Delphine im Meer und sind froh dass die Wanderung ein Ende hat. 














 





Für mich folgte dann nur noch eine Fahrt mit dem Bus nach Muxia, wo ich mir stundenlang die Brandung angeschaut habe. 





Kurz darauf ging es mit dem Bus zurück nach Santiago de Compostela.

Von dort trat ich dann die Rückreise nach Frankfurt mit dem Bus an - 38 Stunden lang.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Arzua

Do. 18.06.2010: Mathias und ich wollten um 6:15 Uhr aufstehen, doch tatsächlich stehen wir erst um 7:10 Uhr auf. Das Frühstück für 3 Euro besteht aus Kaffee, Milch, 2 Scheiben Brot und Marmelade und ist im Nebenzimmer schön hergerichtet. Um 7:50 Uhr starte ich mit Mathias. Mariya und Vojo sind schon losgezogen. Im nächsten Dorf nehmen Mathias und ich noch ein zweites Frühstück, danach geht jeder von uns getrennt weiter. Nach etwa 3 Stunden Fußmarsch erreiche ich Melide. Hier trifft der Camino Primitivo auf den Camino Frances. Ferner ist die Stadt für ihren Pulpo bekannt. Es handelt sich hierbei um gekochte Krake, mit etwas Öl und Paprikapulver bestrichen. Da es erst 11 Uhr ist, habe ich auf Pulpo noch keinen Hunger und gehe weiter. Außerdem sind meine Gedanken mal wieder viel zu viel bei meinem Bein und linken Fuß. Beides schmerzt total und die kleinen Zehen am Fuß sind zwischendurch immer mal wieder taub. Die Fußsohle brennt und die Ferse mit der Blase sticht auch noch. Gezwungenermaßen muss ich langsam laufen. Aber dann bin ich länger in der Sonne und schwitze ohne Ende. Eine Zwickmühle. Meine Sonnenbrille halte ich in der Hand denn der Schweiß tropft mir im Sekundentakt von der Nasenspitze. Mein Shirt ist vorne total nass und am Rücken wohl auch so wie es sich anfühlt. Wenigstens geht es die meiste Zeit durch Eukalyptuswälder und es duftet herrlich. Natürlich geht´s auch da immer wieder mal bergauf und wieder bergab. Da denkst du, du bist oben und hast es geschafft, dann geht´s wieder steil bergab und das Spiel beginnt von vorne. Das beste natürlich, wenn du oben bist und den nächsten Hügel schon siehst, aber du weißt dass du erst nach unten musst und dann wieder alles hoch darfst. Da fragst dich schon sehr ob du hier vera.... wirst. Kurz vor dem heutigen Etappenziel Arzua treffe ich nochmal Mathias im Cafe. Die letzten 5 Km gehen wir gemeinsam und erreichen gegen 14:30 Uhr unser Ziel. Willi, Andreas und Ingrid erreichen etwa 1 Stunde später das Ziel. Wo Mariya und Vojo sind weiß ich nicht, glaube aber schon dass sie im Ort sind. Wie immer erstmal duschen, Wäsche machen und ausgiebig Fußpflege in Form von ausruhen. Später stehen noch einkaufen, isotonische Getränke für die morgige Tour, auf dem Programm. Zur Auswahl stehen 35 Km bis kurz vor Santiago de Compostela oder nur 20 Km zu gehen und am nächsten Tag nochmal 20 Km. Aufgrund meines Fußes habe ich mich eben entschlossen, die restliche Tour in 2 x 20 Km zu teilen. Beim Bummel durch Arzua treffen wir Monika die uns ganz am Anfang der Tour ´verlassen´ hat. Sie hat es mitlerweile auch am Fuß und kann nur ganz langsam weiter. Aber sie hält durch und kämpft. Mariya treffen wir plötzlich auch noch. Später gehen wir (Willi, Andreas, Ingrid, Mathias, Mariya und ich) gemeinsam Pulpo essen. Beim Essen diskutieren wir noch wer morgen wieviel Km gehen wird. Die anderen wollen alle 35 Km bis Monte do Gozo schaffen um dann am Folgetag nur noch 5 Km bis Santiago zu laufen. Mir sind das, aufgrund meiner Füße, zu viele Kilometer und finde mich schon mal damit ab dass ich die restlichen Tage splitten muss. Dazwischen gibt es leider keine Herberge mehr. Und Monte do Gozo ist eine Pilger-Bettenburg mit über 5.000 Schlafgelegenheiten.