Mo. 01.06.2009: Um 06:45 Uhr werde ich von
Willi geweckt. Einige sind schon weg, unsere Truppe noch da. So unentschlossen
wir heute war ich schon lange nicht mehr. Soll ich in Burgos bleiben, oder
langsam weitergehen? Willi und die anderen raten mir in Burgos zu bleiben.
Ständig gehe ich hin und her und hoffe dass mir irgendwer oder irgendwas die
Entscheidung abnimmt. Aber nein, ich steh allein da mit der Entscheidung. Da
ich eine ernsthafte Verletzung habe, dürfte ich sogar ohne Probleme mindestens
eine weitere Nacht in der Herbgere bleiben. Aber ich packe meine Sachen und geh
erstmal frühstücken. In der Nähe der Kathedrale setze ich mich gemütlich in ein
Café. Andreas gesellt sich dazu. Immer wieder überlege ich hin und her, schaue
mir mein Bein an und grübel ob ich so überhaupt gehen kann. Es wird später und
später. Von Pilgern weit und breit keine Spur mehr. Ich bezahle meinen Kaffee
und das süße Stückchen und weiß immer noch nicht ob ich nun aus Stadt rausgehe
oder wieder zur Herberge zurück. Ich gehe. Und keine Ahnung warum, sehe ich
mich ein paar Minuten später zurückblicken auf das Stadttor und folge wieder
Pfeilen die mich aus der Stadt rausbringen. Es ist nach 9:00 Uhr. Und obwohl es
schon so spät ist, laufe ich langsam. So langsam dass mir die Stöcke eher
hinderlich, statt nützlich sind. Dennoch helfen sie mir das linke Bein zu
entlasten. Der Weg aus der Stadt zieht sich etwas, was meiner Entscheidung
hierzubleiben oder weiterzugehen nicht gerade gut tut. Jederzeit könnte ich
pausieren und noch ein paar Tage in der Stadt bleiben. Aber was soll ich hier?
Burgos ist schön und die Kathedrale sehr mächtig. Bestimmt hält man es hier
noch ein paar Tage aus. Nun bin ich aber nicht DER große Kirchengänger und muss
nicht die restlichen, geschätzten 20 Kirchen in Burgos auch noch alle sehen.
Langsam schlendere ich weiter komme immer mehr aus der Stadt raus. Die Etappe
bis Tardajos ist
recht einfach, leicht hügelig geht es nur durch Felder. Es ist erst kurz nach
11:00 Uhr. Da ich heute wirklich sehr langsam unterwegs bin, die Stöcke
wirklich effektiv einsetze, brauche ich weniger Pausen und entscheide einfach
weiterzugehen. Eine Einkehrmöglichkeit ist mir in Tardajos jetzt auch nicht
wirklich ins Auge gesprungen. Nach 2 weiteren Stunden bin ich in Hornillos del Camino und habe
etwa 20 km geschafft. Genug für heute. Schweren Herzens entscheide ich mich
hierzubleiben. Leider ist die einzige Herberge hier im Nest schon komplett
belegt. Aber man schickt mich nicht fort, sondern zeigt mir den Weg in die nahe
gelegene Sporthalle. Dort sind reihum mindestens nochmal 50 Betten aufgestellt.
Für mich in dem Moment das erste richtige "Abenteuer" auf dem
Pilgerweg. Die Toilette funktioniert, warmes Wasser zum waschen gibt es
allerdings nicht. Geduscht wird also im Haupthaus um die Ecke. Das Kaff ist
recht langweilig, außer der Hauptstrasse mit einem Tante-Emma-Laden gibt es
hier nichts. Auf Vorplatz der Herberge sitzen ein paar Pilger zusammen. Ich
geselle mich dazu und treffe auf Iris, Bridget, die Asiatin Kana und Jens. Jens
ist schon in Köln gestartet und ist bereits um die 2.000 km gelaufen. Mit Iris
und Jens gehe ich später noch Abendessen.

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