Donnerstag, 11. Juni 2009

El Acebo

Do. 11.06.2009: Heute habe ich sehr schlecht geschlafen. Im Raum war es viel zu heiß und die Balkendecke knarrte jedesmal wenn im zweiten Stock jemand rumlief. Nach dem Frühstück mache ich mich um 7:45 Uhr, zusammen mit Annemiek, auf. Sie ist heute meine ständige Begleitung. Mit ihr fühle ich mich einfach wohl. Wir reden beide nicht viel. Aber wenn was ansteht, dann denken wir stets das gleiche oder handeln identisch. Vieles geschieht Hand-in-Hand ohne dass wir großartig darüber reden müssen. Annemiek hat heute Probleme mit ihrem Fuß und so machen wir an jeder Station kurz Halt. In El Ganso, ca. 5 km hinter Astorga, treffen wir Chris. Sie hat heute ganz arge Schmerzen mit ihrem Fuß an der eine große offene Blase ist. Ohne weitere Überlegung und Zustimmung des anderen, wir Chris je ca. 2 Kg an Gepäck ab. Anschließend laufen wir nach Rabanal und warten dort auf Chris. In der prallen Sonne gönne ich mir eine ausgedehnte Mahlzeit. Langsam treffen alle anderen auch ein. Die meisten checken hier ein; mich zieht es heute jedoch weiter. Davon können mich auch nicht die beiden Koreanerinnen und Hiro der Japaner abbringen. Von den dreien bin ich sehr überrascht als ich sie hier wiedertreffe. Vojo folgt mir kurze Zeit später und geht auch weiter. Geplantes Ziel ist Foncebadon, etwa 26 km von Astorga entfernt. Auf den 6 km bis Foncebadon denke ich ausschließlich an Annemiek. Die Verabschiedung eben voneinander fiel uns schon schwer. Und ich wünsche mir sooo sehr dass ich sie wiedersehe. Gegen 16 Uhr erreiche ich, leicht versetzt mit Vojo, den in 1.440m hoch gelegenen Ort. Hier stellen wir fest dass 2 von 3 Herbergen ausgebucht sind und die dritte Herberge gefällt mir nicht da die Schlafräume im Keller sind. Vojo denkt darüber nach noch weiter zu laufen. Ich ebenso, habe aber mal wieder Bedenken ob ich es schaffe, da es nochmal gut 3 Stunden Fußmarsch sind. Nach langem hin und her mit Vojo und abwägen aller Risiken und sonstigem, ´schubbst´ mich Vojo vor und ich mache mich um kurz vor 17 Uhr alleine auf den Weg. Es geht nochmal ordentlich nach oben. Und ständig frage ich mich ob ich das richtige tue oder doch wieder umdrehen soll. Nein, ich muss auch mal loslassen können und Mut zur Lücke haben. Und einen an der Klatsche hab ich ja sowieso. Also gehe ich weiter. Kurz hinter Manjarin treffe ich Tommy aus Berlin. Sehe ihn zum ersten Mal. Na, denke ich mir, wenigstens um diese Uhrzeit nicht ganz alleine, sollte jetzt noch irgendwas passieren. Am Akzent erkenne ich sofort dass er aus Berlin kommt. Er ist Polizist und hat 3 Wochen Zeit von Pamplona bis Santiago-de-Compostela. Tommy erzählt mir dass er in den 3 Wochen komplett fastet, d.h. er ernährt sich nur von Wasser. Unglaublich. Und stolz erzählt er immer von seiner kleinen Tochter Joanna mit der er die restlichen Urlaubstage im Jahr verbringen möchte. Der Abstieg nach El Acebo ist sehr steil und schwierig. Wir kommen nur sehr langsam und mühsam voran. Mein linkes Schienbein fängt zu schmerzen an. Unterwegs drehe ich mich öfters mal um, um zu sehen ob mir Vojo doch folgt oder er in Foncebadon bleibt. Er hat sich wohl nicht fürs weitergehen entschieden. Gegen 19:50 Uhr kommen Tommy und ich im Ort an und bekommen noch 2 Plätze in der ersten Herberge die wir finden können. Tommy erzählt mir dass er normalerweise immer draußen übernachtet. Anfangs einfach so, nur im Schlafsack. Später fand er ein Zelt das ein Pilger vor ihm zurückgelassen hat und seitdem benutzt er dieses. In Herbergen geht er nur alle paar Tage um sich mal ordentlich zu duschen. Seine morgendliche Reinigung nimmt er ansonsten am Bach vor. :-) Heute geht er mir zu liebe mit in die Herberge. Zu meiner Überraschung kommt Vojo gegen 21 Uhr doch noch vorbei. Wow, auch ne super Leistung. Draußen wird es schon langsam dunkel. Nach Abendessen gehe ich zu einem Felsvorsprung außerhalb vom Ort und schaue mir ganz lange den Sonnenuntergang an.














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